Kapitel  Zehn Die Geschichte von Harold Klemp

Wie man Eckankar anmutig enthüllt

Mit einem mutigen - jedoch politisch nicht wohl überlegten - Schachzug exkommunizierte Klemp Darwin Gross aus der Eck-Gemeinde und erklärte sogar dessen Initiationen für ungültig. Klemp versuchte auch Eckankars dubiose Vergangenheit aufzuhellen, indem er einen Großteil der "offiziellen" Geschichte neu überarbeitete. Mit einer Reihe von neuen Artikeln in der "Mystic World" und seinen öffentlichen Vorträgen gab Klemp zu, dass der Gründer von Eckankar ein Anhänger von Swami Premananda, Kirpal Singh and L. Ron Hubbard gewesen war. Vor diesen Enthüllungen Klemps hatte man von offizieller Seite her immer bestritten, dass Twitchell je mit einem von diesen Lehrern in Verbindung gestanden war. In einem Artikel in der "Mystic World" namens "Stop The World I Want To Get Off" (Halt' die Welt an, ich möchte aussteigen) oder "When Will You Leave ECK?" (Wann werden Sie ECK verlassen?) schrieb Harold Klemp folgendes über seinen Mentoren Paul Twitchell:

Und nun tritt Paul Twitchell, ein gesellschaftlicher Rebell und spiritueller Riese aus einer Schachtel. Seine Lebensgeschichte und Lebensgewohnheiten waren ein harter Schlag für diejenigen, die dachten, dass ein von Gott Gesandter andere Eigenschaften haben sollte ...

Scientologen bedrängten Paul mit Briefen. Hochrangige Mitglieder, so genannte "Clears", boten ihm für spirituelle Hilfe große Summen an, doch Paul ließ sich nicht zu irgendetwas überreden, denn sie hatten mehr Probleme als er, der Außenseiter.


Klemps Behauptung, Twitchell sei bezüglich Scientology ein "Außenseiter" gewesen, ist vollkommen unwahr. Twitchell war Mitglied von Scientology gewesen und hatte L. Ron Hubbard jahrelang, bis er sich von der dieser Religion trennte, sehr bewundert.

Obwohl er behauptete, jahrelang in Columbia als Ron Hubbards Verleger gearbeitet zu haben, hatte er jedoch immer jegliche Unterstützung verweigert. Pauls Verbindung mit Scientology während seiner Ausbildung zum ECK-Meister scheint für manche schwer verdaulich.

Selbst in ECK werden manchmal die liebgewonnenen Vorstellungen vom Meister durch die spirituelle Wahrheit zerstört. Zum Beispiel wird nicht allen ECK-Meistern, wenn sie den Stab der Macht übernehmen, von SUGMAD die Macht in der gleichen Stärke zugeteilt.

 [The Mystic World (Winter 1984), Seiten 1-2]

Klemp ging sogar so weit, zuzugeben, dass Twitchells Schriften denen Julian P. Johnsons, dem Autoren von "The Path Of The Masters", und denen anderer Verfasser religiöser Schriften glichen. Dennoch ging Klemp nicht weit genug. Anstatt offen und ehrlich der Eckankar-Gemeinde die Wahrheit zu sagen, lenkte er ein und lieferte eine fadenscheinige Erklärung über eine Akasha-Bibliothek auf der Astralebene ab, die Schriftsteller wie Johnson und Twitchell besuchen, um dort ihre Bücher abzuschreiben. Mit anderen Worten: Twitchell hat "The Path of the Masters" nicht plagiiert, sondern lediglich Wort für Wort vom der originalen "astralen" Version abgeschrieben. Klemp deutet zudem an, dass auch Johnson seine Schriften von diesem (astralen) Text abgeschrieben hat.

Auf Grund einer solch an den Haaren herbeigezogenen Logik müsste man schließen, dass jeder Beliebige problemlos urheberrechtlich geschütztes Material von Eckankar kopieren darf. Doch dem war nie so. Selbst Darwin Gross, der frühere Leiter von Eckankar, wurde der Verletzung der Urheberrechte beschuldigt, als er die Begriffe "Eck" und "Ek" benutzte. Kurz gesagt: Klemp hat eine Geschichte erfunden, mit der er Twitchells Plagiatismus vertuschte, damit Eckankar weiterhin ungestört "gestohlenes" Material veröffentlichen kann. Falls Twitchells Plagiarismus je gerichtlich überprüft werden sollte, müsste Eckankar für jedes Buch ihres Begründers Strafen von mehreren Tausend Dollar bezahlen. Es existiert kein einziges Buch von Paul Twitchell, das nicht Material von anderen Autoren enthält.

Harold Klemp leidet auch unter dem Irrtum, dass er die Integrität Eckankars weiterhin aufrecht erhalten kann. Wie ist das möglich, wenn selbst Twitchells Ehefrau (und im gewissen Sinne Mitbegründerin von Eckankar) Gail Atkinson vertraulich zugegeben hat, dass Eckankar ein "Schwindel" ist? [1] Die folgenden Gründe sind ein trauriges Zeichen für den Zustand einiger moderner Religionen: Geld, blinder Glaube, Macht und Unwissenheit. Denn wenn Harold Klemp wirklich aufrichtig und ehrlich wäre, bliebe ihm nur die eine Wahl: Die ganze Wahrheit zu sagen.