Kapitel Sechs |
Die vergessenen Wurzeln |
Spiritueller Diebstahl - Das Plagiat
Die Ähnlichkeiten zwischen Twitchells Werk und Johnsons Schriften
sind verblüffend. Drei von Twitchells Büchern: "The Tiger's
Fang", "Letters to Gail 1 und 2" und das "Shariyat-Ki-Sugmad" scheinen
fast wortgetreue Auszüge aus Johnsons 1939 entstandenem "The Path
of the Masters" zu sein.
Die größten Parallelen jedoch weist Twitchells 1966
herausgegebenes Buch The Far Country (Das weite Land) auf. Das Werk
enthält tatsächlich mehr als 400 Abschnitte, die aus Johnsons
Büchern "The Path of the Masters" und "With a Great Master in
India" entnommen sind - jedoch ohne eine einzige Quellenangabe. Es ist
sehr gut möglich, das die Hälfte von "The Far Country" nicht
aus Twitchells Feder stammt.
Es ist unbestreitbar, dass Twitchell mit Johnsons Büchern sehr
vertraut war. Sogar der frühere Präsident von Eckankar Dr.
Louis Bluth hat zugegeben, dass er Paul Twitchell seine Radha
Soami-Bücher geliehen hatte. Es kommt nun die Frage auf, ob
Twitchell wissentlich abgeschrieben hat. Obwohl es zwei
widersprüchliche Standpunkte darüber gibt, lautet die sichere
Antwort: Ja.
Dennoch streitet Eckankar strikt ab, dass ihr Gründer von irgend
jemandem abgeschrieben haben soll. In einem persönlichen Brief vom
5 Juli 1977 an mich behauptet Eckankars Anwalt Alan H. Nichols:
Während eines langen Studiums findet man
selbstverständlich in vielen religiösen Gleichnissen, in der
Geschichte und in der Mythologie viele - manchmal wortgetreue -
Parallelen. Ob man nun ein Student von Zoroaster, Mohammed, Buddha,
Jesus oder des Tao ist: Viele Dinge werden, wenn man sie
übersetzt, auf die gleiche Art und Weise ausgedrückt. Wie
wollen Sie sicher sein, dass Johnson seine Information nicht von
Twitchell oder Rebazar Tarzs oder aus irgend einer anderen Quelle
bezog? Es sollte nicht überraschen, dass viele Menschen die
gleichen Wahrheiten, sogar die gleichen Worte finden,
gleichgültig, ob es sich nun um Konzepte, Berichte,
Bewusstseinsebenen oder um die Gottwelten handelt.
Man sollte erwähnen, dass Nicols mit seinem Brief beabsichtigte,
mich davon abzubringen, meine Erkenntnisse über Paul Twitchells
schändliche Vergangenheit zu publizieren. Obwohl ich damals erst
einundzwanzig Jahre alt war, erkannte ich, dass Eckankar die
niederschmetternde Wahrheit über Paul Twitchell und die
Ursprünge ihrer Organisation verdecken wollte. Nachdem ich Nicols'
Brief erhalten hatte, setzte ich meine Nachforschungen um so eifriger
fort, selbst auf die Gefahr einer gerichtlichen Verfolgung hin. Nichols
behauptet, dass "die Wahrheit", wenn sie von verschiedenen
religiösen Lehren verbreitet wird, sich letztendlich ähnelt
oder sogar gleicht. Doch geht es hier nicht um die Definition des
Begriffes "Wahrheit" (in Gedanken oder in Erzählungen oder wie
auch immer).
Die Plagiatsbeschuldigungen, die gegen Twitchell erhoben wurden,
beziehen sich nicht auf die Benutzung von ähnlichem Gedankengut,
sondern gegen die Art und Weise, wie Twitchell diese "Wahrheit"
beschreibt.
Julian P. Johnson hatte seinen eigenen Schreibstil, den man sehr leicht
in seinen Büchern wiederfinden kann. Deswegen musste er auch so
manche Kritik einstecken. Wenn man die alarmierende Ähnlichkeit
zwischen Johnsons und Twitchells Schriften erkannt hat, geht es nicht
mehr um die Frage, wie "Wahrheit" ausgedrückt wurde, sondern
darum, ob es sich lediglich um reine Abschriften handelt.
Mit einfachen Worten ausgedrückt: Twitchell war ein Plagiator
allerersten Ranges. Er entnahm jedem Buch, das ihn interessierte,
alles, was immer er auch brauchen konnte. Nach langem Recherchieren
wurde mir klar, dass der Inhalt alle Eckankar-Bücher, die von Paul
Twitchell geschrieben wurden, bis zu einem gewissen Grad anderen
urheberrechtlich geschützten Texten entnommen waren. In der Tat
kann man Twitchell als einen der größten Plagiatoren des 20.
Jahrhunderts bezeichnen.
Zum besseren Verständnis folgende Tatsachen:
- Julian Johnson schrieb all seine Bücher über Radha
Soami in Indien während der 30er Jahre. Twitchell schrieb seine
Bücher und Texte über Eckankar während der 60er Jahre
bis 1971.
- Twitchell behauptete in mindestens zwei veröffentlichten
Dokumenten, dass er Sar Bachan (Beas: Radha Soami Satsang, 1933) als
seine "Bibel" betrachte. Dieses Buch wurde von Julian P. Johnson in den
frühen 30er Jahren herausgebracht.
Ein Beispiel für Paul Twitchells Urheberrechtsverletzung, das
Eckankars Anspruch auf Rechtmäßigkeit extrem ins Wanken
bringt, ist in seinem Buch "The Far Country" auf den Seiten 110 und 111
(oder auf der Seite 129 der älteren Klein-Taschenbuchausgabe) zu
finden.
("The Far Country" wurde übrigens nie ins Deutsche übersetzt
- wohl mit gutem Grund. Anm. des Übersetzers).
Denn Twitchell übernimmt den Text der Seiten 32-33 aus "The Path
of the Masters" nicht nur wortwörtlich, sondern übernimmt
sogar Johnsons Zitate von Swami Vivekananda - er vergisst jedoch dabei,
das von zwei verschiedenen Personen die Rede ist. Hier nun ein
Vergleich von Johnsons Text aus dem Jahre 1939 und Twitchells Text aus
dem Jahre 1966:
Sinngemäße Übersetzung ins Deutsche:
Julian P. Johnson, "The Path of the Masters" [1939] [Johnson zitiert
Swami Vivekananda im folgenden Abschnitt (Johnson hatte Zitate
übrigens immer genau angegeben)].
Irgendwo jenseits dieser Welt der allgemeinen Wahrnehmungen,
dieser Welt des ewigen Essens und Trinkens und dem Unsinn, der geredet
wird, dieser Welt der täuschenden Schatten und der Selbstsucht,
existiert etwas, etwas jenseits aller Bücher, aller
Glaubensbekenntnisse, jenseits der Eitelkeiten dieser Welt - und das
ist die Wahrnehmung Gottes in uns selbst. Ein Mensch könnte an
alle Kirchen der Welt glauben, er könnte alle heiligen
Bücher, die je geschrieben wurden, auf seinem Kopfe tragen; er
könnte sich in allen Flüssen der Erde taufen lassen - und
hätte er immer noch keine Ahnung von Gott, dann würde ich ihn
mit dem überzeugtesten Atheisten gleichsetzen. Aber ein Mensch mag
nie eine Kirche oder eine Moschee betreten oder nie einem Gottesdienst
beigewohnt haben, aber wenn er Gott in sich erkannt hat und sich somit
über die irdischen Eitelkeiten erhoben hat; dieser Mensch ist ein
Heiliger, wie immer man ihn auch nennen möge.
[Der folgende Abschnitt ist von Julian
Johnson selbst geschrieben]
Vor allem ist es kein Gefühl. Auch nicht eine metaphysische
Spekulation oder eine logische Schlussfolgerung. Es ist auch keine
Schlussfolgerung aus Büchern oder Zeugenberichten. Die Grundidee
ist, dass Gott für den Betreffenden real werden muss, nicht
lediglich ein mentales Konzept, sondern eine lebendige Realität.
Und das ist nicht möglich, bevor der Betreffende Ihn gesehen hat.
Persönliches Erleben, in Form von Sehen und Hören sind
notwendig, bevor eine Sache oder eine Person eine Realität
für uns werden.
Twitchell: "The Far Country" (1966):
(Das Sugmad) ist jenseits dieser Welt der allgemeinen
Wahrnehmungen, dieser Welt des ewigen Essens und Trinkens und dem
Unsinn, der geredet wird, dieser Welt der täuschenden Schatten und
der Selbstsucht. Es ist jenseits aller Bücher, aller
Glaubensbekenntnisse, jenseits der Eitelkeiten dieser Welt. Es ist die
Wahrnehmung des Sugmad in uns selbst... Ein Mensch könnte an alle
Kirchen der Welt glauben, er könnte alle heiligen Bücher, die
je geschrieben wurden, in seinem Kopf haben, er könnte sich in
allen Flüssen der Erde taufen lassen - und hätte er immer
noch keine Ahnung von Sugmad, dann würde ich ihn mit dem
überzeugtesten Atheisten gleichsetzen. Aber ein Mensch mag nie
eine Kirche oder eine Moschee betreten oder nie einem Gottesdienst
beigewohnt haben, aber wenn er Gott in sich erkannt hat und sich somit
über die irdischen Eitelkeiten erhoben hat; dieser Mensch ist ein
Heiliger, wie immer man ihn auch nennen möge.
Vor allem ist es kein Gefühl. Auch nicht eine metaphysische
Spekulation oder eine logische Schlussfolgerung. Es ist auch keine
Schlussfolgerungen aus Büchern oder Zeugenberichten. Die Grundidee
ist, dass das Sugmad für den Betreffenden real werden muss...
Die Originaltexte im Vergleich:
Johnson: "The Path of the Masters" (1939)
Something behind this world of sense, world of eternal eating and
drinking and talking nonsense, this world of false shadows and
selfishness, there is that beyond all books, beyond all creeds, beyond
the vanities of this world--and that is the realization of God within
oneself. A man may believe in all the churches in the world; he may
carry in his head all the sacred books ever written; he may baptize
himself in all the rivers of earth--still if he has no perception of
God, I would class him with the rankest atheist. And a man may have
never entered a Church or a mosque, nor performed any ceremony; but if
he realizes God within himself, and is thereby lifted above the
vanities of the world, that man is a holy man, a saint, call him what
you will.
[The following passage is directly from
Julian Johnson]
First of all, it is not a feeling. Secondly it not a metaphysical
speculation nor a logical syllogism. It is neither a conclusion based
upon reasoning nor upon the evidence of books or persons. The basic
idea is that God must become real to the individual, not a mental
concept, but a living reality. And that can never be so until the
individual sees Him. Personal sight and hearing are necessary before
anything or anybody becomes real to us...
Twitchell: "The Far Country" (1966)
[The Sugmad] is beyond this world of senses, this world of
eternal eating and drinking and talking nonsense, this world of false
shadows and selfishness. IT is beyond all books, beyond all creeds,
beyond the vanities of the world. It is the realization of the Sugmad
within oneself. A man may believe in all the churches in the world; he
may carry in his head all the sacred books ever written; he may baptize
himself in all the rivers of the earth--still if he has not perception
of the Sugmad, I would class him with the rankest atheist. And a man
may never enter a church or a mosque, nor perform any ceremony; but if
he realizes the Sugmad within himself, and is thereby lifted above the
vanities of the world, that man is a holy man, saint; call him what you
will.
First of all, it is not a feeling. Secondly, it is not a
metaphysical speculation, nor a logical syllogism. It is not a
conclusion based upon reasoning, nor upon the evidence of books or
persons. The basic idea is that the Sugmad must become real to the. . .
Aus dem obigen Vergleich sind zwei Dinge ersichtlich:
- Paul Twitchell übernahm Julian Johnsons Zitate (in diesem
Falle Swami Vivekanandas Erläuterungen) ohne einen Quellenhinweis
anzugeben. Statt dessen behauptet Twitchell, dass der Eck-Meister
Rebazar Tarzs ihm den Text diktiert habe.
- Auf den Seiten 110 und 111 von "The Far Country" liefert
Twitchell nicht nur ein Beispiel seiner Abschriften aus "The Path of
the Masters", sondern legt hiermit offen, dass der größte
Teil von Rebazar Tarzs' Dialog Julian Johnsons Schriften entnommen ist.
Die Authentizität von Rebazar Tarzs ist natürlich durch
solche Enthüllungen schwer geschädigt.