Die Initiation ist in Radhasoami der heiligste Moment im Leben eines
Schülers. Theoretisch ist die Initiation der Übergang der
Seele aus den Fängen des Kal (der negativen Kraft) zum Satguru
(der positiven Kraft). Obwohl es viele Zweige von Radhasoami gibt,
finden sich dennoch in allen von ihnen Gemeinsamkeiten in der
Initiationszeremonie. Ein oder mehrere heilige Namen ("Radhasoami" bei
den Agra verwandten Gruppen, fünf Namen bei den Beas verwandten
Gruppen) werden den Anhängern als Meditationsmantra gegeben, das
so häufig wie möglich mit der Konzentration auf das dritte
Auge wiederholt werden soll. Der Schüler wird zudem angewiesen, in
einer bestimmten Yogaposition auf den inneren Ton (Bhajan) zu
hören.
In einigen Radhasoami-Gruppen, wie z.B. in denen von Kirpal Singhs
abstammenden (Sant Bani, Kirpal Light und die Sawan-Kirpal Mission),
findet während der Initiation eine Meditation statt, während
der Neophyt die Möglichkeit hat, den inneren Ton zu hören
oder das innere Licht zu sehen.
Als Paul Twitchell das Konzept für Eckankar entwickelte, bezog er
auch Initiationen mit ein. Obwohl er vieles den Lehren von Kirpal Singh
und Ruhani Satsang entlehnte, nahm er entscheidende Änderungen
vor. In Radhasoami Kreisen ist eine Initiation üblich (es sind
höchstens zwei Initiationen möglich: Die Anweisung für
den Namen und die Anweisung für den Ton. Twitchell führte
statt dessen ein Anzahl von Initiationen ein, mit der Begründung,
dass für jede spirituelle Bewusstseinsebene eine eigene Initiation
notwendig ist. Twitchell kam von der ursprünglichen
5-Ebenen-Kosmologie ab und ersetzte diese durch 12 Ebenen. Somit gibt
es auch 12 Initiationen. Die Mehrheit der Mitglieder rangiert zwischen
der zweiten und der fünften Initiation.
Twitchell betont, dass die erste Initiation im Traumzustand durch den
Traummeister (dem Mahanta) gegeben wird. Trauminitiationen sind in
Radhasoami Kreisen (mit einigen Ausnahmen) praktisch unbekannt.
Die zweite (und erste äußere) Initiation verlangt nicht die
gleichen strengen Voraussetzungen wie bei Radhasoami und dessen
Gruppierungen. Radhasoami verlangt die Befolgung von vier strengen
Geboten:
strenger Vegetarismus (keinerlei Fleisch, keine Eier),
Rauchverbot und Verbot der Einnahme von Halluzinogenen,