Kapitel Sieben |
Twitchells Auswahl |
Ethik: Der Moralkodex
Die zwei Grundsätze, die alle Sant mat- und Radhasoami-Gruppen
gemeinsam haben, sind:
- Eine aufrichtige und moralische Lebensführung. Dies
beinhaltet unter anderem eine streng vegetarische Diät (kein
Fleisch, Fisch oder Eier) und der Verzicht auf Drogen und Alkohol.
- Die Lehren des Surat shabd Yoga sollten jedem kostenlos zur
Verfügung stehen. Das bedeutet, dass es keine Geldforderungen
für Initiationen, Kurse oder persönliche Audienzen gibt. Dazu
gehört auch die Richtlinie, dass ein "vollkommener Meister" seinen
eigenen Lebensunterhalt verdienen muss. Der Guru lebt nicht von Spenden
seiner Anhänger. [1]
Paul Twitchell hat bezüglich dieser zwei der wichtigen
Grundsätze der Sant mat- und Radhasoami-Traditionen eine Ausnahme
gemacht.
Erstens verlangt Eckankar für seine Lehren Geld. Aus diesem Grund
war Eckankar auch ursprünglich als Unternehmen eingetragen, und
erst später in eine gemeinnützige religiöse Gesellschaft
umgeändert worden. Zweitens ist der Verzehr von Fleisch in
Eckankar erlaubt.
Twitchell, obwohl er 1955 einen Eid auf den Vegetarismus ablegte,
begründet dies folgendermaßen:
Der Vegetarier ist auf Grund seines Gaubens davon überzeugt, dass
der Verzehr von Fleisch gegen die spirituellen Prinzipien
verstößt. Jeder Chela von Eckankar weiß, nachdem er
die Kunst des Seelenreisens erlernt hat und die fünfte (Seelen-)
Ebene bereisen kann, dass es kein "richtig" und kein "falsch" gibt,
keine Schönheit keine Hässlichkeit - sondern nur die eine
Wahrheit. Diejenigen, die glauben dass Vegetarismus ein Freibrief
für spirituelles Wachstum ist, befinden sich diesbezüglich im
Irrtum. [2]
Zum Thema Fleischverzehr schreibt Twitchell:
Übrigens sollte man viel Fleisch zu sich nehmen, besonders
Hirn, Nieren und Leber, die für den menschlichen Organismus sehr
gesund sind. [3]
Drittens und letztens zählt Julian P. Johnson in seinem Buch die
äußeren Merkmale eines "vollkommenen Meisters" auf. Der
erste Grundsatz ist: Ein Meister nimmt kein Geld für seine Dienste
entgegen oder lebt von den Abgaben seiner Anhänger.
Interessanterweise übernimmt Twitchell Johnsons Liste fast
wortwörtlich. Nur dieser erste Punkt wurde von Twitchell nicht
übernommen. Hier auszugsweise ein Vergleich:
Julian P. Johnson, "The Path of the Masters"; (Seiten 227- 229):
Meister rühmen sich nie ihrer spirituellen Kräfte oder
Kenntnisse. Falls jemand behauptet, er habe die höchste
spirituelle Stufe erreicht, gilt diese Behauptung als bester Beweis
dafür, dass er nicht allzu viel erreicht hat. (8) Ein wahrer
Meister vollbringt nie Wunder in der Öffentlichkeit. Er mag dies
in bestimmten Situationen und aus bestimmten Gründen tun. Aber in
jedem Fall wird dies vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Es
ist ein Grundgesetz, dass ein wahrer Heiliger nie Wunder vollbringt, um
Anhänger zu gewinnen. Yogis vollbringen oft Wunder, um Heilungen
durchzuführen, aber wahre Meister tun dies nur in
Ausnahmesituationen und in Notfällen.
Paul Twitchell, Eckankar: "The Key To Secret Worlds"; (Seiten 74-75):
Vor allem rühmt sich der Mahanta nie seiner spirituellen
Kräfte und Kenntnisse. Falls jemand behauptet, er habe die
höchste spirituelle Stufe erreicht, gilt diese Behauptung als
bester Beweis dafür, dass er nicht allzu viel erreicht hat. Kein
spiritueller Reisender vollbringt Wunder in der Öffentlichkeit. Er
mag dies in bestimmten Situationen und aus bestimmten Gründen tun,
aber in jedem Fall wird dies vor der Öffentlichkeit geheim
gehalten. Kein Reisender geht umher und vollbringt Wunder, um
Anhänger zu gewinnen. Das ist ein universelles Grundgesetz. Einige
Yogis vollbringen oft Wunder, um Heilungen durchzuführen, aber ein
wahrer spiritueller Reisender würde dies niemals tun, außer
in Ausnahmesituationen und in Notfällen.
(Sinngemäße Übers. des
engl. Originaltextes; Anm. d. Übersetzers)
Der folgenden Hinweis aus Julian P. Johnsons "The Path of the Masters"
kommt in keiner von Twitchells Publikationen vor:
Es sei gleich zu Anfang erwähnt, dass wahre Meister weder
Geld für ihre Dienste verlangen, noch für ihre Lehren eine
Bezahlung in irgendeiner Form erhalten oder in den Genuss materieller
Vorteile kommen. Das ist ein universelles Gesetz unter den Meistern,
und dennoch ist es eine verblüffende Tatsache, dass Tausende
Suchende in Amerika weiterhin große Geldsummen für
"spirituelle Lehren" ausgeben. Meister kommen immer für sich
selbst auf. Sie werden nie von ihren Studenten oder der
öffentlichen Wohlfahrt unterstützt.
Harold Klemp, der gegenwärtige Lebende Eck-Meister, erhält
als Leiter von Eckankar monatlich über 2.000 USD. Twitchell,
seiner Zeit, soll eine entsprechende Summe erhalten haben. [4]
Eine persönliche Audienz mit dem Eck-Meister kostet zwischen 100
und 500 USD.
Quellen:
[1] Julian P. Johnson, The Path of the Masters (Beas:
Radhasoami Foundation, 9. Ausgabe, 1974), Seite 227.
[2] Paul Twitchell, Herbs: The Magic Healers (San
Diego: Illuminated Way Press, 1971), Seite 78.
[3] Ibid., Seite 52.
[4] In Darwin Gross' and Gail Atkinsons
Scheidungsdokumenten sind die entsprechenden Gehälter aufgelistet.
Gross gab damals an, monatlich 2.000 USD als Leiter von Eckankar zu
erhalten. Kurze Zeit später war sein Jahresgehalt auf mehr als
60.000 USD angestiegen.